ICH MÖCHT' EINMAL AM SENDER STEH'N

Ich möcht' einmal am Sender stehn
und sprechen dürfen - ohne Zensur.
Ein einziges Mal, eine Stunde nur.
'Hetzen' - und Haß und Feuer säen.
Laßt einmal mich am Geräte stehn.
Und nur einen Tag aus meinem Leben
wahrhaft und nüchtern zum Besten geben.
Nichts weiter. Es würde ein Wunder geschehn.
Ich möchte die wütenden Fratzen sehn,
wenn's hieße: Achtung! 'Deutsche Welle'!
Eine Arbeiterin spricht. Thema: Die Hölle.

(Anonyme Arbeiterin, 1932)

In den 1920er Jahren kämpften Arbeiterinnen und Arbeiter für ein unabhängiges Radio, das als Instrument zur Kommunikation der eigenen Bedürfnisse und Interesse dienen sollte. Ab den 1970er Jahren greifen Akteure der Außerparlamentarischen Opposition Aspekte der damaligen Ansätze wieder auf. Es gibt Gemeinsamkeiten und Übergänge - aber auch einen entscheidenden Bruch, den der Nationalsozialismus herbeigeführt hat. Im Jahr 1981 haben Gerd Roscher und Jutta Hercher einen Film über die Arbeiterradiobewegung der 1920er Jahre gedreht: "‚Ich möcht‘ einmal am Sender steh’n! – Die Arbeiter-Radio-Bewegung in den zwanziger Jahren". Gerd Roscher und Jan Böhnkost (Archiv der Sozialen Bewegungen Bremen) im Gespräch über Arbeiterradio und freie Radios, aus Anlass einer Veranstaltung in Hamburg.

Download (mp3; 43 MB; 26:55 min; Februar 2018)

Links zum Thema

* Gespräche zur Radiogeschichte
* Archiv der Sozialen Bewegungen Bremen